In unserer Zeit haben Brauereien viele Gesichter. Sie sind winzig klein und gigantisch groß, sind Dauergäste bei anderen Brauereien, in Kellern, WG-Küchen und alten Metzgereien zu finden, werden von Mönchen oder Zahnärzten betrieben, konzentrieren sich auf ein einziges oder hundert verschiedene Biere. Wir finden alle Ausführungen spannend, wollen an dieser Stelle aber einen Blick auf eine besonders schöne, gemeinschaftliche Art der Brauerei werfen.
Kommunbrauhäuser sind ein Konzept, das seine Wurzeln im Mittelalter hat. Damals galt Bier aufgrund der schlechten Trinkwasser-Qualität als Grundnahrungsmittel und das Braurecht zählte zu den Rechten, die mit dem Bürgertum und dem Erwerb eines Grundstückes einhergingen. Um die Brandgefahr zu reduzieren und zu verhindern, dass jeder Haushalt den gesamten Brauprozess in den eigenen vier Wänden vollziehen muss, errichteten viele Städte und Gemeinden Kommunbrauhäuser. Diese zentralen Braustätten ermöglichten es den Bürger:innen des Ortes ihr Bier auf einem professionellen System zu brauen. Ein Braumeister stand dem brauenden Volk mit Rat und Tat zur Seite oder übernahm den Vorgang teilweise sogar ganz selbst. Die Bierwürze wurde im gemeinschaftliche Sudhaus gekocht und anschließend aufgeteilt. Die Gärung und Reifung konnten die Bürger:innen dann ganz nach ihrem eigenen Geschmack im eigenen Keller durchführen. Auch Wirt:innen beteiligten sich an diesem kommunalen Brauen, um ihren Bedarf an Bier für den Ausschank zu decken. Im Zuge der Industrialisierung verlor sich dieser Brauch immer mehr. Kommunbrauhäuser wurden fast gänzlich durch technologisch fortgeschrittene, moderne Großbrauereien ersetzt. Doch die Tradition hat sich noch nicht ganz verloren und wird mancherorts sogar wiederbelebt. Eine ganz eigene Interpretation dieser uralten Gepflogenheit existiert in der Hopfenstadt Spalt.
Die Stadtrauerei Spalt ist kein Kommunbrauhaus, aber eine kommunale Brauerei. Die nach eigenen Angaben einzige Deutschlands. Die Bürger:innen der Stadt brauen hier nicht selbst, sind aber Eigentümer:innen der Brauerei. Verantwortlich für das Spalter Bier und letztendlich die Zufriedenheit der Spalter Biergenießer:innen ist Stefan Herz: Der Diplom-Braumeister hat mit geschickter Hand ein Kernsortiment aus 21 bodenständigen Braustücken kreiert und schwingt im Auftrag seiner Stadt tagtäglich das Maischepaddel. In Sachen Rohstoffe sitzt er an der Quelle: Spalt ist nicht nur eines der bekanntesten Hopfenanbaugebiete der Welt, die Stadt verfügt auch über reinstes Quellwasser und das Getreide fürs Malz kommt aus der Region. Um den Geschmack zu vertiefen und die Vorzüge des Standortes maximal auszuschöpfen, wird für das gute Spalter Bier die zweifache Menge an Hopfen wie üblich verwendet. In einem schonenden, handwerklichen Prozess arbeiten Stefan und sein Team jede noch so feine Geschmacksfacette heraus und entlocken dem grünen Gold seine zarteste Bitterkeit – ein fränkisches Gedicht, das die Spalter gerne mit ihren Gästen und uns teilen!